Seit mittlerweile einem kompletten Jahr gehört das Home Office für sehr viele Angestellte, aber auch Selbstständige und – im weitesten Sinne – sogar Schüler zur neuen Normalität. Im Netz kursieren diverse Ratgeber, welche Tipps du befolgen sollst, um im Home Office möglichst produktiv zu sein, jedoch war ich persönlich der Ansicht, dass viele von ihnen nicht vollständig waren und einige unter dem Hauptgesichtspunkt verfasst wurden, dir beispielsweise neue Büromöbel zu verkaufen. Damit sich das ändert und du endlich auf einen „gelebten Ratgeber“ zurückgreifen kannst, in dem ich meine in den vergangenen 10 Jahren gemachten Erfahrungen niedergeschrieben habe, gibt es heute diesen Artikel für dich.

Verlagere dein Home Office in einen eigenen Raum

Sofern es dir möglich ist, solltest du einen kompletten Raum exklusiv für dein Home Office nutzen. Solltest du in deiner Wohnung schlichtweg nicht über genügend Räume verfügen, so arbeite mit einem Raumtrenner und verwandle den Teil eines Raumes in dein „Office“. Hintergrund lautet hier, dass du deinem Kopf bewusst machen musst, wann du dich „im Arbeitsmodus“ befindest und – noch wichtiger – wann es darum geht, wieder richtig abzuschalten und keine Gedanken an die Arbeit zu verschwenden. Der Raum ist also eher „Mittel zum Zweck“, denn eigentlich geht es um deinen Kopf und nicht darum, möglichst vielen Ecken in deiner Wohnung irgendeine Funktion zuzuweisen.

Setz dir klare Grenzen

Du musst unbedingt den Fehler vermeiden, ständig im Arbeitsmodus zu sein. Das erreichst du bereits ein Stück weit mit der räumlichen Trennung deiner „Arbeitswelt“ und deines restlichen Zuhauses, doch du solltest hier weitere Vorkehrungen treffen, um deinem Kopf diesen elementaren Unterschied so klar wie möglich zu machen.

Lege beispielsweise einen Zeitplan fest, den du VOR Beginn des Arbeitstages schreibt und halte dich auch daran. Sag dir um 17:00 Uhr, dem angepeilten Ende deines Arbeitstags, also nicht, dass du jetzt schnell nochmal ein halbes Stündchen dran hängen kannst, sondern mache dann auch wirklich Schluss.

Rede mit deinen Mitbewohnern bzw. deiner Familie und mache auch ihnen klar, dass du von Zuhause aus arbeiten musst und du während deiner Kernarbeitszeit nicht ständig aus dem Arbeitsmodus heraus geholt werden möchtest. Vermeide, dass dich ständig jemand fragt, ob du mal zur Hand gehen kannst oder zum Essen kommen möchtest.

Vermeide weitere mögliche Störquellen und stelle das Handy auf nicht stören, platziere keine Tablets neben deinem Arbeitsrechner, außer dies ist für die Arbeit irgendwie erforderlich (wenn du „YouTube Videos während der Arbeit auf dem iPad ansehen“ als erforderlich erachtest, solltest du das unbedingt überdenken) und gehe sogar soweit, dass du auf deinem Rechner ein eigenes Benutzerkonto anlegst, in dem dann Programme wie Zoom oder TeamViewer installiert sind, im privaten Account auf demselben Rechner aber eben nicht.

Minimiere mögliche Ablenkungen

Wie bereits erwähnt solltest du nur mit so vielen Geräten wie unbedingt notwendig arbeiten. Bereitet es dir Schwierigkeiten, während der Arbeit fokussiert zu bleiben, so gibt es Tools wie Rescue Time oder Leech Block, mit denen du den Zugriff auf Seiten wie YouTube blockieren kannst, so dass du gar nicht anders kannst als an deinem Rechner (relativ) produktiv zu sein.

(Ich widerstehe hier übrigens schon seit 3 Absätzen dem Verlangen, vor jedem neuen Absatz pauschal ein Bild eines Schreibtischs mit Arbeitsgerät einzubinden...)

(Ich widerstehe hier übrigens schon seit 3 Absätzen dem Verlangen, vor jedem neuen Absatz pauschal ein Bild eines Schreibtischs mit Arbeitsgerät einzubinden…)

Neben dem Arbeitsgerät selbst solltest du die Störquellen auch um das Gerät herum minimieren, indem du beispielsweise deinen Tisch aufräumst sowie den Arbeitsraum selbst ordentlich hältst. Beginne den Arbeitstag mit ausreichend Proviant, damit du nicht während der Arbeitszeit alle 30 Minuten zum Kühlschrank rennen musst.

Finde deine Arbeitsweise

Ich persönlich gehe soweit, dass ich mittlerweile meine Arbeit 4 Tage die Woche live streame, weil ich während dieser Zeit nicht auf Facebook abdriften oder YouTube Videos ansehen kann. Immerhin gilt es, die Zuschauer meines Livestreams zu unterhalten und bei der Laune zu halten und das mache ich, indem ich ihnen zeige, wie sie mehr aus ihren WordPress-Webseiten herausholen. Selbstverständlich wird diese Option nicht für jeden funktionieren und sie ist wohl eine der extremsten Methoden, aber für mich persönlich funktioniert sie extrem gut.

Solltest du Probleme haben, konzentriert bei der Arbeit zu bleiben, so versuche mal die Pomodoro-Methode: Hier arbeitet man immer eine vorgegebene Zeit, üblicherweise 15 bis 25 Minuten lang, hochkonzentriert an einem festgelegten Task, beispielsweise der… Steuererklärung. Anschließend machst du Pause und während dieser Zeit lässt du die Arbeit ganz bewusst komplett links liegen. Es gilt jetzt also, zumindest kurze Zeit vollkommen abzuschalten. Anschließend geht es ran ans nächste „Pomodoro“ und du arbeitest wieder hochkonzentriert.
Nach mehreren Pomodoros legst du eine längere Pause ein, danach geht es wieder ganz normal los und du wechselst zwischen hochkonzentrierter Arbeit und festgelegten Pausen.

Pro-Tipp: Selbst ein quasi nichtssagendes Bild kann einen Artikel aufwerten oder zumindest auflockern!

Pro-Tipp: Selbst ein quasi nichtssagendes Bild kann einen Artikel aufwerten oder zumindest auflockern!

Finde deinen Arbeitsrhythmus

Nicht jeder arbeitet gerne von 09:00 bis 17:00 Uhr. Spreche mit deinem Arbeitgeber und kläre mit ihm, wann du erreichbar sein musst. Das kann dann beispielsweise 10:00 bis 13:00 Uhr sein und gibt dir die Freiheit, bereits um 05:00 Uhr morgens mit der Arbeit zu beginnen. Oder eben den Arbeitstag „erst“ um 10:00 Uhr zu beginnen und dafür etwas länger in den Nachmittag / Abend hinein zu arbeiten. Je nachdem, was für dich gut funktioniert.

Sollte sich dein Arbeitgeber hier pauschal quer stellen, so würde ich vorschlagen, zunächst einen Testzeitraum anzustreben. Dieser wird dann ausgewertet und wenn deine Arbeitsleistung trotz der etwas weniger üblichen Arbeitszeiten nicht gelitten hat bzw. sich vielleicht sogar verbessern konnte, so verhandelst du nach und versuchst so Schritt für Schritt eine entgegenkommendere Arbeitsweise auszuhandeln.
Zwar haben wir in Deutschland bisher noch relativ wenig „Home Office Kultur“ und viele Firmeninhaber glauben fälschlicherweise immer noch, dass Leute im Home Office nur rumhängen und sich kaum auf die Arbeit konzentrieren, doch nach und nach wird hier ein Umdenken stattfinden (müssen). An dieser Stelle möchte ich dich auch kurz auf die „Fünf Stufen der Remote-Arbeit“ verweisen, von der Matt Mullenweg, ein amerikanischer Unternehmer, häufig spricht. Zu diesem Thema kannst du beispielsweise in diesem Artikel mehr erfahren.

Vereinbare klare Absprachen mit deinem Arbeitgeber

„Ständige Erreichbarkeit“ ist kein erstrebenswertes Ziel und insbesondere auch nicht im Sinne deines Arbeitgebers, darunter leidet nämlich nachweislich deine Performance. Sprich daher klar mit deinem Arbeitgeber ab, was von dir erwartet wird und was insbesondere nicht. Wie musst du beispielsweise deine Stunden erfassen bzw. ist dies überhaupt notwendig?

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass dein Arbeitgeber euch die Einrichtung deines Home Offices bezuschusst. Denkbar wäre hier ein Einrichtungs-Gutschein oder eben ein fester Betrag, den du dann nutzen kannst, um dir neue Möbel oder eben sogar einen neuen Rechner anzuschaffen. Das ist erneut sowohl in deinem eigenen als auch im Sinne deines Arbeitgebers.

P.S.: Vernünftige Stühle produziert beispielsweise Herman Miller, ich selbst sitze seit nunmehr 10 Jahren auf einem Mirra 2 (damit ist die Garantie jetzt auch „endlich“ abgelaufen). Das ist kein Affiliate Link, wir verdienen hier kein Geld, ich wollte es nur unbedingt mal erwähnen, weil ich ständig Leute sehe, die auf irgendwelchen „Gaming Stühlen“ sitzen und dabei zwar zugegebenermaßen relativ cool aussehen, sich aber ihren Rücken kaputt machen. Holt euch einen vernünftigen Stuhl. 😉

Was sind deine Erfahrungen mit dem Thema Home Office? Habe ich einen wichtigen Tipp vergessen? Lasst es mich in einem Beitrag wissen!