Bei unserem letzten Unternehmer-„Frühstück“ in 2018 vergangenen Mittwoch am Potsdamer Platz (die Events in Kreuzberg und Charlottenburg entfallen im Dezember aufgrund der Weihnachtszeit) durften uns ein (vorerst) letztes Mal über die tolle Moderation von David John Husted von Sputnik Eins Fotografie freuen. Mit fast 20 Teilnehmern aus den unterschiedlichsten Branchen gab es wieder einmal eine gute Mischung und es konnten wertvolle Kontakt geknüpft werden.
Für sein letztes Event als Moderator (er bleibt uns weiterhin wohl gesonnen und wir dürfen ihn bestimmt hin und wieder als normalen Teilnehmer begrüßen) wünschte sich David einen Impulsvortrag von BNB Initiator Oliver Gehrmann. Thema diesmal: Online-Kurse. Oli war der Meinung, dass man die Leute erstmal auf das Thema Online-Kurse vorbereiten musste, so dass er kurzerhand zunächst seine wertvollsten Tipps für eine erfolgreiche Selbstständigkeit präsentierte, nur um dann auf das Thema Online-Kurse überzuleiten.
Arbeitnehmer und Selbstständige plagen dasselbe Problem
Wie uns das Buch „Rich Dad, Poor Dad“ predigt, gibt es 4 verschiedene Arten, wie man Geld verdienen kann. Im Buch selbst werden diese üblicherweise in einer Matrix präsentiert.
Auf der linken Seite der Matrix finden wir (oben) Arbeitnehmer und (unten) Selbstständige. Diese befinden sich beide auf derselben Seite, da sie unter demselben Problem leiden: Wenn sie mehr Geld verdienen wollen, müssen sie mehr arbeiten.
Es gibt keinen guten „Hebel“ für sie, um plötzlich mehr Kohle mit nach Hause zu nehmen. Natürlich kann man seine Stundensätze erhöhen (als Arbeitnehmer leider häufig nur dann, wenn man zu einem Wechsel des Arbeitgebers bereit ist), jedoch verkauft man letzten Endes seine Zeit für Geld und Zeit ist nunmal endlich…
Auf der rechten Seite der Matrix finden wir Unternehmer (oben) und Investoren (unten). Bei diesen gibt es einen erheblichen Unterschied: Es gibt sehr oft keine bestimmte Korrelation zwischen der von ihnen investierten Zeit und dem verdienten Geld. Nehmen wir einen Investor: Wenn er 300 Aktien für 10 EUR das Stück kauft, also 3000 EUR investiert, diese Aktie 10% steigt und er sie dann mit einem Gewinn von 300 EUR verkauft, hat er womöglich 30 Minuten investiert. Das ist schon ein sehr ordentlicher Stundensatz.
Genauso hätte er aber 3000, 6000 oder 10.000 Aktien in derselben Zeit (sofern genügend Kapital vorhanden ist) kaufen und verkaufen können, wodurch sein Gewinn dramatisch angestiegen wäre.
Einschub:
Natürlich klingt es für Gründer, die sich noch fragen, wo der nächste Auftrag her kommen soll, wie ein Luxusproblem, wenn sich ein erfolgreicher Selbstständiger im 7ten Jahr darüber beschwert, dass er seine Stundensätze unmöglich noch höher schrauben kann und er gleichzeitig unter zu vielen Anfragen leidet, doch es gibt tatsächlich Freischaffende, denen es so geht.
Ende des Einschubs
Ziel muss es nun sein, vom Selbstständigen zum Unternehmer zu werden! Also dem roten Pfeil zu folgen, den ich oben in die Matrix eingezeichnet habe. Und das ist glücklicherweise relativ einfach mit Hilfe von Online-Kursen.
Was zeichnet Online-Kurse aus?
Ein Online-Kurs ist keine Dienstleistung. Als Webdesigner erhalte ich zum Beispiel immer wieder Anfragen, die sich extrem gleichen, z. B. „Wie viel kostet es, ein Newsletter-Anmeldeformular in meiner Webseite einzubauen?“
Ich kann diese Leistung dann erledigen und einen Preis dafür aufrufen, wenn ich dafür jedoch rund 2 Stunden benötige, so kriege ich diesen Task normalerweise nur bis zu 3x in meinen Arbeitsalltag integriert. Das ist das Problem aller Dienstleistungen bzw. aller Dienstleister.
Als Konsequenz habe ich nun den Online-Kurs „E-Mail Marketing leicht gemacht“ aufgesetzt, in dem ich meinem Kunden jeden einzelnen Schritt des Prozesses mit Hilfe von Tutorial-Videos auf verständliche Weise erläutere, so dass er selbst tätig werden kann. Er hat so den Vorteil, dass er mich nicht noch einmal bezahlen muss, wenn er eine weitere Möglichkeit auf seiner Webseite eingebaut haben möchte, um Kunden in seinen Newsletter einzutragen. Und er erfährt darin Dinge, über die wir gar nicht gesprochen hätten, wenn ich ihm „einfach nur“ das Formular eingebaut hätte, z. B. wie man intelligente Automationen aufsetzt und so mit Hilfe von Verkaufstrichtern mehr Umsatz mit dem eigenen Newsletter erwirtschaftet.
Einmal erstellt, kann ich den Online-Kurs unbegrenzt oft verkaufen. Das ist das wesentliche Kennzeichen eines Produkts. Dieses wird einmal produziert und dann x-mal verkauft.
Wie entwickle ich einen Online-Kurs?
Schritt 1: Identifiziere ein Problem deiner Zielgruppe
Wenn du ebenfalls immer wieder dieselbe Frage von deinen Kunden gestellt bekommst, so bist du einem sehr gut geeigneten Thema für einen Online-Kurs auf die Spur gekommen. Insbesondere dann, wenn die Antwort immer wieder ähnlich ausfällt.
Hier nur ein paar Beispiele:
- Wie schreibe ich eine Pressemitteilung (und wie veröffentliche ich diese online)? – ein mögliches Thema für PR Berater
- Wie kann ich bessere Portraitfotos machen – ein mögliches Thema für Fotografen, die auch bloggen
- Wie überwinde ich mich, eine Rede zu halten – ein mögliches Thema für Business-Coaches
Schritt 2: Erstelle eine Kursstruktur
Überlege dir nun, was du in deinem Kurs alles vermitteln möchtest und in welcher Reihenfolge. Müssen sich die Leute neues Equipment kaufen, so wäre ein kleines Modul mit deinen Produktempfehlungen hilfreich. Muss man sich zunächst in ein bestimmtes Mindset bringen, bevor man die einzelnen Teile des Kurses ansieht, so solltest du im ersten Kapitel ein paar Tipps geben, wie man sich in ein solches Mindset versetzen kann, usw.
Bist du der Meinung, dass die Registrierung auf irgendeiner Plattform nicht erklärt werden muss (stell dir vor, du willst erklären, wie man auf Facebook anzeigen schaltet und du überlegst dir, ob man den Leuten erst erklären muss, wie man sich bei Facebook registriert), dann streiche diesen Punkt und hebe ihn dir gegebenenfalls für später auf, falls dir mehrere Kursteilnehmer berichten, dass sie diese Anleitung vermisst haben.
Nachdem du dir darüber klar geworden bist, welche Themen du alle in deinem Kurs behandeln musst, geht es weiter mit
Schritt 3: Aufnahme
Vorweg: Das Equipment steht hier nicht im Mittelpunkt. Man kann mittlerweile auch mit jeder halbwegs modernen Smartphone-Kamera wirklich hervorragende Aufnahmen machen. Ein ungleich lohnenswerteres Investment als eine neue und teure Kamera ist ein Lavalier-Mikrofon (Ansteck-Mikro). Diese gibt es schon für rund 15 EUR bei Amazon und sie machen einen echten Unterschied – die Soundqualität ist wesentlich besser und das Investment ist offensichtlich überschaubar.
Sorge für einen sicheren Stand deiner Kamera – komm bitte nicht auf die Idee, einen Freund filmen zu lassen, so ruhige Hände hat niemand. Deaktiviere den Autofokus, denn nichts ist nerviger als ein gutes Video, das davon ruiniert wird, dass du alle 30 Sekunden neu fixiert wirst. Stelle eine gute Beleuchtung sicher, die sich nicht ständig ändert (unter grauen Wolken zu filmen kann ich daher auch nicht unbedingt empfehlen).
Schritt 4: Upload und Einrichtung des Kursbereiches
Es gibt Plattformen, die dir einen Großteil des Aufwands abnehmen. Elopage befähigt dich beispielsweise, deine Kurs-Videos online zu stellen, eine komplette Struktur des Kurses vorzugeben und dann die Videos den entsprechenden Modulen zuzuordnen. Hast du selbst keine flexible Webseite, so wäre dies eine gute Alternative.
Für Englischsprachige funktioniert kajabi sehr gut und die Plattform will auch in den deutschen Markt drängen, als ich jedoch das letzte Mal versuchte, Erfahrungen mit ihr zu sammeln (vor rund 3 Jahren), war ich offen gestanden noch nicht sehr begeistert.
Möchtest du dich nicht auf eine Plattform verlassen und deinen Kurs lieber auf deiner eigenen Seite veröffentlichen, so solltest du zunächst die Videos bei YouTube oder Vimeo (mit einem kostenpflichtigen Account) hochladen. Ein interner Mitgliederbereich lässt sich bei WordPress-Webseiten sehr gut mit dem Plugin DigiMember realisieren, das jedoch eine jährliche Gebühr mit sich bringt. Dann gilt es noch, die Zahlungsabwicklung zu regeln.
Hier würde ich dir persönlich Digistore24 empfehlen. Das ist ein externer Zahlungsanbieter, der in deinem Namen verkauft und sich darum kümmert, dass deine Interessenten auf eine von vielen Weisen bezahlen können. Du selbst musst hier nichts machen und du bekommst bequem 1 bis 4 Mal pro Monat dein Geld ausgezahlt. Deine Buchhaltung wird sich freuen, denn wenn du selbst verkaufst, resultiert natürlich jeder Kauf in einer Rechnung, die du dann wieder in deine Buchhaltung einpflegen musst. Diesen Service (man übernimmt z. B. auch Mahnungen für dich bei Zahlungsausfällen, usw.) lässt sich Digistore rund 8% deines Umsatzes kosten. Ich persönlich meine, dass sich das lohnt, aber man kann hier selbstverständlich auch anderer Meinung sein und sich den Aufwand mit der Buchhaltung und der Zahlungsabwicklung auch selbst ans Bein binden.
Schritt 5: Mache deinen Kurs bekannt
Gratulation! Dein Kurs steht und ist nun bereit dafür, bekannt gemacht zu werden. Es gibt hier verschiedene Techniken und welche von diesen zum Ziel führt, hängt stark von deinem Produkt und deiner Zielgruppe ab. So kann es durchaus sein, dass es ausreicht, über dein Thema regelmäßig zu bloggen und dann von deinen Blog-Beiträgen aus auf deine Kurs-Bewerbungsseite zu verlinken, vielleicht benötigt es aber auch etwas mehr Aufwand.
Empfehlen kann ich hier einerseits Affiliate Marketing. Hier machen andere auf dein Produkt aufmerksam und erst dann, wenn es zum Verkauf kommt, werden sie anteilig vergütet. Du gehst hier kein Risiko ein und wenn es zum Verkauf kommt, verdienen beide – eine echte Win Win Situation.
Digistore hat ein entsprechendes Affiliate-System bereits eingebaut. Wenn du über die Plattform verkaufst, musst du nur einen entsprechenden Link an Interessenten weitergeben, diese können sich dann bei Digistore registrieren und schon im nächsten Schritt Werbung für dein Produkt machen. Wer sich das mal ansehen möchte, der findet auf der Partner-Seite meiner Academy noch weitere Informationen.
Dann funktionieren natürlich noch bezahlte Werbeanzeigen. Sinnvolle Plattformen sind hier Google AdWords (abhängig vom Produkt funktionieren die Anzeigen dort besser oder schlechter), Facebook Ads, Anzeigen bei Instagram oder Pinterest (dieses Feature kommt bald, wie uns Nicole Krenz in ihrem Impuls im November erläuterte).
Du kannst auch Gastbeiträge für Seiten, auf denen sich deine Zielgruppe aufhält, schreiben und dann zum Beispiel in der Autorenbox, in dem du als Verfasser näher beschrieben wirst, auf dein Produkt hinweisen.
Schritt 6: Packaging
Solltest du es bis hierhin geschafft haben, so kommen jetzt nur noch ein paar Bonus-Schritte. Als „Packaging“ bezeichne ich zum Beispiel die Praxis, einzelne Inhalte des Kurses neu zu verpacken und in anderen Produkten noch einmal unterzubringen. Hast du zum Beispiel erläutert, wie man Google Analytics installiert und dies als einzelnes Modul angelegt, so kannst du das Modul auch für einen anderen Kurs, der sich zum Beispiel um das Thema Suchmaschinenoptimierung dreht, wiederverwenden.
Mit dieser Struktur solltest du kein Problem damit haben, deinen eigenen Online-Kurs richtig umzusetzen. Solltest du bei einem der Schritte Probleme haben oder dir noch mehr Details wünschen, dann hinterlasse mir einfach einen Kommentar und ich gehe gerne auf deine Fragen ein.