Anscheinend „kennen“ viele unserer Teilnehmer*innen Perfektionist*innen, denn das Uppers war rappelzappelvoll an diesem Donnerstag. Selbst letzte Stehplätze hinter den Moderator*innen – die so genannten billigen Plätze – konnten noch vergeben werden 😉
Weil sich der Beginn durch den ständigen Strom an weiteren Teilnehmer*innen verzögerte, haben die Anwesenden – ganz unternehmerisch -schon mal selbstinitiativ mit dem Netzwerken begonnen. So soll es sein!
Mit ihrem Impulsvortrag “ Die verschiedenen Gesichter von Perfektionismus – Raus aus der Burn-out-Falle“ hatte Nadine Völker aber dann gleich die volle Aufmerksamkeit aller bei sich. Nadine ist übrigens als angehende Psychiaterin Expertin für Persönlichkeit und Burn-out- Prophylaxe und nebenberuflich als Coach tätig. Bei ihrer kurzen Umfrage stellte sich heraus, dass doch die meisten eine*n Perfektionist*in kennen. Diese gibt es in drei Eskalationsstufen:
- Der/die harmlose Perfektionist*in
Das sind Menschen, die sich häufig zu viel vornehmen, hohe Ansprüche haben, aber im Großen und Ganzen noch im Reinen mit sich sind. - Die unter dem Blick der anderen Leidenden
Haben alles wie 1. und fragen sich zudem ständig, was andere über sie denken und wollen die (angeblichen) Erwartungen der anderen erfüllen. - Die niemals Zufriedenen
Das sind die extremsten Perfektionist*innen, meist verbissene Menschen, die ihren Selbstanspruch auf andere übertragen. Egal, was sie selbst und andere leisten, es ist nie genug.
Perfektionismus schlägt auf den Organismus
So führt Perfektionimus – je nach Level – zu ständigem Stress. Das wirkt sich auch körperlich aus, denn damit ist der Adrenalin- und Cortisolspiegel immer am Anschlag. Überkritische Perfektionist*innen können die Differenz zwischen Ist und Soll einfach nicht ertragen. Sie wollen tadellos sein, unangreifbar. Mittelmaß ist für sie Höchststrafe.
Dafür finden unsere Teilnehmer viele Beispiele. Auch Nadine erzählt eine Geschichte aus ihrer Praxis als Ärztin. Sie hat die Entlassungsbriefe der psychologischen Kollegin sehr bewundert. Die waren so klar, eindeutig und gut geschrieben. Als sie das ihrer Vorgesetzten gegenüber erwähnte, meinte diese trocken, die Kollegin habe auch 30 Jahre mehr Zeit zum Üben gehabt.
Bist du auch ein Hochstapler?
Unter den Perfektionist*innen ist auch das so genannte Hochstapler-Syndrom durchaus verbreitet. Menschen mit diesem Syndrom gehen mit einer Maske durchs Leben. Sie haben Angst, dass die anderen merken, dass sie nichts können. Wenn ihnen etwas gelingt, verbuchen sie das als „Zufall“.
Auch dazu hatte Nadine ein Beispiel von einem Kollegen, der mit seinen Aufgaben im Nachtdienst schlicht überfordert war. Damit der Rest der Abteilung nichts merkte, blieb er oft lange über seinen Dienst hinaus, um die geforderte Dokumentation abzuschließen. Erst nur 1 Stunde, dann irgendwann 2 und dann so lange, dass die nachfolgenden Kolleg*innen ihn dringend bitten mussten, das Arztzimmer endlich zu räumen.
„Aber E-Mails kann ich doch schreiben?“
Oder eine Privatstation mit lauter High Achievern: Schauspieler*innen und Politiker*innen zum Beispiel. Diese litten alle unter einem schlimmen Burn-out, hatten mitunter 48 Stunden nicht geschlafen und bemühten sich trotzdem ihre Laptops und Smartphones vor dem medizinischen Personal zu verstecken. Sie suchten permanent Steckdosen zum Laden ihrer Geräte, zeigten zwar Verständnis dafür, dass sie nicht mehr Arbeiten durften, „aber E-Mails schreiben kann ich doch?“.
Humor hilft aus der Perfektionismus-Falle
Wie kommt man nun aus der Perfektionismus-Falle heraus, solange alles noch harmlos ist? Ein gutes und wichtiges Mittel ist Humor. Humor ermöglicht es einem, Fehler zu akzeptieren und sich selbst anzunehmen.
Dazu gabe es gleich ein Humorspiel (aus dem Manual von Prof. Barbara Wild) zum Mitmachen, das so auch tatsächlich in der Therapie eingesetzt wird. Wir haben durchgezählt. Manche Zahlen mussten dabei durch ein Wort ersetzt werden. Bei zusammengesetzten Zahlen überließ Nadine es der Fantasie desjenigen, was er/sie daraus macht. Und hier sind die Regeln zum Nachspielen: 5 -> Plitsch, 7 -> Platsch, 9 -> Quatsch.
Nach ein paar Runden höchst vergnüglichen Scheiterns waren alle Perfektionist*innen so weit, bei den Netzwerkrunden entspannt interessante Kontakte zu knüpfen, Kooperationen anzubahnen sowie im Anschluss motiviert und frisch inspiriert an den Schreibtisch zurückzukehren.
Wir bedanken uns für das viele tolle Feedback!
Unser nächstes Business MeetUp findet übrigens bereits am Mittwoch, 4. März um 9:45 in der Eleven Bar am Leipziger Platz statt mit dem Impuls „Stimmiges Handeln für Unternehmer*innen“ von Dr. Elke Böckstiegel. Anmelden könnt ihr euch wie immer über unsere Gruppen auf MeetUp, Facebook und Xing.