So kurz nach den Sommerferien war es gestern beim Business MeetUp am Potsdamer Platz wieder voll! Gut 30 Unternehmerinnen und Unternehmer kamen zusammen, um sich bei Kaffee und anderen Getränken miteinander zu vernetzen und dem Impuls-Vortrag von Sarah Bansemer, Theaterpädagogin und Status-Trainerin, zu lauschen. In knackigen zehn Minuten berichtete Sarah uns davon, wie sie in ihren Kursen und Workshops vorgeht, um verschiedenen Typen von Menschen gleichzeitig gerecht zu werden. Denn am Anfang ihrer Kurse steht sie meist vor acht völlig unterschiedlichen Menschen. Wie kann man sie alle so integrieren, dass alle es angenehm finden und sich wohl fühlen? Um den verschiedenen menschlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, orientiert Sarah sich am Riemann-Thomann-Modell.
Das Riemann-Thomann-Modell
Das Riemann-Thomann-Modell geht auf die vier „Grundformen der Angst“, die Fritz Riemann in seinem gleichnamigen Buch beschrieben hat, zurück. Christoph Thomann hat diese jedoch „entpathologisiert“ und daraus ein ebenso einfaches wie einleuchtendes Modell entwickelt, das menschliches Verhalten auf zwei Achsen mit je zwei Polen beschreibt: Auf der einen Achse befinden sich die Dimensionen Dauer und Wechsel, auf der anderen die Dimensionen Nähe und Distanz.
Dauer, Wechsel, Nähe und Distanz als menschliche Grundbedürfnisse
Menschen, denen „Dauer“ ein Grundbedürfnis ist, mögen Regeln, Beständigkeit und Struktur. Menschen hingegen, deren Grundbedürfnis „Wechsel“ ist, mögen das Abenteuer, das Neue. Sie sind kreativ. Menschen, deren Grundbedürfnis eher „Nähe“ ist, mögen gerne schnell mit den anderen in Kontakt kommen, die Gruppe kennen lernen und ein Gruppengefühl aufbauen – während Menschen, deren Grundbedürfnis eher „Distanz“ ist, großen Wert auf Autonomie legen und eher sachbezogen und kritisch sind. Hier sei noch angefügt, dass jeder Mensch alle vier Tendenzen in sich hat, wobei jeder eine bestimmte Tendenz, seinen persönlichen „Wohlfühlbereich“ hat. Weiteres zum Riemann-Thomann-Modell könnt Ihr hier im dazugehörigen Wikipedia-Artikel nachlesen. Wie gelingt es Sarah nun, in einem Kurs- oder Workshop-Setting all diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, d.h. alle mit an Bord zu holen?
Praktischer Einsatz im Umgang mit Menschen
Alles beginnt mit der Frage: Was brauchen die verschiedenen Typen? Der Dauer-Typ z.B. wünscht sich Sicherheit und Regeln. Dem wird Sarah dadurch gerecht, dass sie ganz zum Anfang ihres Workshops benennt, was der Fahrplan von heute ist – „Wir machen heute…“. Die Bedürfnisse des Wechsel-Typen bedient sie mit etwas Schnellem, Lebendigem, Lustigem – i.d.R. ein Spiel, das diese Dinge erfüllt. Dem Bedürfnis nach einem Gruppengefühl des Nähe-affinen Typen wird sie durch ein Spiel gerecht, in dem Körperkontakt im Vordergrund steht. Und last but not least kommen auch die Bedürfnisse des Distanz-Typen nicht zu kurz, indem Sarah ihm die Möglichkeit gibt, über sich zu reden bzw. indem er auch intellektuell gefordert wird – durch Gruppendiskussionen oder ein weiteres Spiel.
Auch auf Webseiten und beim Netzwerken relevant
Diesen vier verschiedenen Grundbedürfnissen der Menschen Rechnung zu tragen ist jedoch nicht nur am Anfang eines Workshops wichtig, sondern selbstverständlich auch im weiteren Verlauf der Arbeit. Und nicht nur hier: auch für Marketing-Materialien wie z.B. Flyer oder Webseiten, oder auch beim Netzwerken wie hier in unserer Runde beim BNB ist es wichtig, diesen vier menschlichen Grundbedürfnissen Rechnung zu tragen. Auf der Webseite sieht dies in Sarahs Fall z.B. so aus, dass sie das Bedürfnis nach Dauer erfüllt, indem sie klar kommuniziert, wo, wann, was wie stattfindet. Dem Bedürfnis nach Wechsel wird sie gerecht, indem sie die Seite kreativ und vielfältig gestaltet, z.B. durch unterschiedliche Fonts, Farben etc. Dem Nähe-Bedürfnis kommt sie mit vielen Fotos von sich entgegen, so dass die Leute wissen, mit wem sie es zu tun haben, und für die Distanz-Orientierten schließlich gibt es die Möglichkeit der Kontaktaufnahme via E-Mail.
Im Anschluss daran konnten unsere Gäste sich selbst darin ausprobieren, den vier verschiedenen Grundbedürfnissen in ihrem Verhalten in drei moderierten Netzwerkrunden gerecht zu werden. Dies schien ihnen gut gelungen zu sein, denn es gab wieder vielfältige positive Rückmeldungen zu unserer Veranstaltung. Wer gestern nicht da war und sich davon gerne selbst einmal ein Bild machen möchte, hat die nächste Möglichkeit hierzu bereits nächste Woche, und zwar am Donnerstag, den 15. August im Uppers in Berlin-Kreuzberg. Dort wird Dr. Maren Kaiser etwas über Zeit-Autonomie erzählen, d.h. sie wird uns fünf wichtige Tipps geben, wie wir alles souverän im Griff behalten.
Die Fotos stammen dieses Mal wieder von einem unserer Lieblingsfotografen, Dieter Düvelmeyer.